Dieses Antrag wurde auf der Landesmitgliederversammlung der Jusos Land Bremen am 17. Mai 2025 beschlossen.
Beschlusstext
12 % der 18- bis 29-Jährigen gaben in einer Umfrage der Jewish Claims Conference an, noch nie die Begriffe “Holocaust” oder “Shoah” gehört zu haben. Die Anzahl antisemitischer Straftaten hat sich innerhalb von zwei Jahren verdoppelt, gleichzeitig wählen immer mehr junge Erwachsene die rechtsextreme AfD, die Rassismus, Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus verbreitet. Junge Schüler*innen zeigen rechtsextreme Symbole in KZ-Gedenkstätten.
Diese Entwicklungen sind dramatisch und zeigen, dass die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit in der Schule unzureichend ist. Nicht für die Schule, sondern für das Leben sollen die Schüler*innen lernen. Dabei sollten die Vermittlung demokratischer Werte und eine breite Kenntnis der Geschichte wichtige Ziele des Schulunterrichts sein.
Doch die Realität an Bremer Schulen sieht häufig anders aus. Die NS-Zeit ist nur ein Thema von vielen, das in den Bildungsplänen für den Bereich Geschichte vorgesehen ist. Das führt dazu, dass das Thema aufgrund der Vielfalt der anderen geforderten Themen nur oberflächlich behandelt werden kann. So ist die NS-Zeit im Bremer Bildungsplan “Gesellschaft und Politik” nur eines von neun Themen im Jahrgang 9/10. Das ist unzureichend und ermöglicht keine vertiefte Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Nationalsozialist*innen, sowie Aufklärung über Mechanismen des Faschismus und den Konsequenzen aus der Vergangenheit für die Zukunft. Der Begriff Erinnerungskultur wird nicht in den Bildungsplänen erwähnt.
Deshalb fordern wir:
- dass das Thema Nationalsozialismus für das gesamte Schuljahr der 9. Klasse in den Bildungsplänen für das Fach Geschichte festgelegt wird und somit andere Themen reduziert oder verlegt werden. Dabei soll das Bildungsressort ein ausführliches Konzept erarbeiten, wie dieses Schuljahr im Fach Geschichte unter Einbezug fächerübergreifender Perspektiven gestaltet werden kann.
- die Einführung eines verpflichtenden NS-Gedenkstättenbesuchs für jede 9. Klasse aus Bremen, ergänzt durch eine intensive Vor- und Nachbereitung im Unterricht, die historische, politische und emotionale Kontexte erschließt.
- dass die schulische Auseinandersetzung mit der NS-Zeit nicht durch Frontalunterricht, sondern durch vielfältige und kreative Unterrichtsmethoden erfolgt. Dazu zählen Filmvorführungen wie “Nacht und Nebel”, Zeitzeug*innenberichte, Theaterprojekte, Projekttage, Arbeit mit Tagebuchquellen, Ausstellungen, sowie Stolpersteinputzaktionen.
- dass die aktuellen Erscheinungsformen von Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus und Verschwörungsideologien im Unterricht in diesem Jahr vertieft behandelt und in einen historischen Zusammenhang gesetzt werden. Schüler*innen sollen lernen, demokratiefeindliche Narrative zu erkennen, zu hinterfragen und ihnen aktiv entgegenzutreten.
- dass auch andere Fächer wie Deutsch, Religion, Politik und Kunst systematisch in die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust eingebunden werden, etwa durch Literatur, ethische Fragestellungen, politische Diskurse oder künstlerische Reflexionen.
- dass Schüler*innen eigene Projekte zur Erinnerungskultur entwickeln können, z. B. Podcasts, Videos, Ausstellungen, Interviews oder digitale Formate, um eine persönliche, kreative und aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte zu ermöglichen.