Dieses Antrag wurde auf der Landesmitgliederversammlung der Jusos Land Bremen am 17. Mai 2025 beschlossen.
Beschlusstext
Die Filmförderung in Deutschland wird ihrem eigentlichen Zweck, den Kunst- und Kulturstandort zu stärken, derzeit nicht gerecht. Stattdessen fungiert sie primär als Wirtschaftsförderung, bei der kulturelle und künstlerische Aspekte in den Hintergrund treten.
Ein zentraler Missstand ist die enorme Bürokratie und Komplexität des Fördersystems. Die Vielzahl an Programmen und Zuständigkeiten führt nicht nur zu Ineffizienz, sondern auch zu einem erschwerten Zugang für Filmschaffende. Das hat Deutschland den Ruf eines »Filmförderung Dschungels« eingebracht. Hinzu kommt, dass die föderale Struktur Deutschlands die Entwicklung eines international konkurrenzfähigen Filmstandorts behindert. Jedes Bundesland versucht, einen eigenen mittelmäßigen Filmstandort aufzubauen, statt auf zentrale Synergieeffekte zu setzen. Dadurch geht die Chance verloren, starke Zentren zu schaffen, wie sie in erfolgreichen Filmindustrien weltweit zu finden sind. Hollywood, Bollywood oder die französische Filmindustrie um Paris zeigen, wie die Bündelung von Ressourcen und Kompetenzen zu nachhaltigem Erfolg führen kann. Ein weiteres Problem ist die unzureichende inhaltliche Ausrichtung der Förderpolitik. Der Fokus liegt oft auf schlechten Komödien, Kinderfilmen oder außereuropäischen Blockbustern, während die Förderung kulturell und künstlerisch wertvoller Projekte vernachlässigt wird. Besonders problematisch ist zudem, dass Millionenbeträge für internationale Produktionen wie »John Wick 4« oder die »Tribute von Panem« aufgewendet werden, ohne die europäische Filmlandschaft zu stärken.
Deutschland und Europa brauchen eine grundlegende Reform der Filmförderung: Bürokratische Hürden müssen abgebaut, Ressourcen besser gebündelt und die Förderung gezielt auf kulturelle und kreative Projekte ausgerichtet werden. Kurzfristig erscheint es sinnvoll, eine geeinte nationale Filmförderung in Deutschland zu etablieren, die Synergien nutzt und Strukturen vereinfacht. Mittelfristig sollte dieses Konzept auf europäischer Ebene ausgeweitet werden, um eine starke, vereinte europäische Film- und Kulturförderung zu schaffen.
Die Ampel-Koalition konnte noch ein Gesetz zur Reform der Filmförderung beschließen. Darin soll u. a. die Förderung vereinfacht werden und durch ein Punktesystem automatisierter und weniger vom Einfluss der Jury abhängig sein. Diese Art von Reformen begrüßen wir. Doch wo Licht ist, ist leider diesmal auch Schatten: So sehen wir es kritisch, dass wirtschaftlich erfolgreiche Filme, die Gewinne erzielen, automatisch Förderung erhalten sollen. Das öffnet Schweiger und Co. wieder die Türen und verschließt sie jungen kreativen Köpfen.
Deshalb fordern wird:
- Die Filmförderung in Deutschland muss vereinheitlicht werden. Deshalb fordern wir die Filmförderung des Bundes und der Länder in eine einzige Institution zusammenzuführen.
- Kleinstförderungen für z.B. Schulprojekte und Kleinstfilme sollen weiterhin von den Ländern vergeben werden.
- Da Jurys bei der Vergabe von Fördermitteln auch weiterhin eine große Rolle spielen, dürfen Reformen hier trotzdem nicht Halt machen. Wir wollen, dass zunehmend kreative und künstlerisch wertvolle Filme gefördert werden. Deshalb fordern wir:
- Bei der Besetzung der Jurys zur Vergabe der Fördermittel sollen Regisseur*innen und Drehbuchautor:innen stärker berücksichtigt werden.
- Gleichzeitig soll bei der Vergabe die Vielfalt an Genres, neue kreative Künstler:innen und künstlerisch anspruchsvolle Filme unabhängig vom kommerziellen Erfolg stärker berücksichtigt werden.
- Fortsetzungen sollen bei der Vergabe keinen Vorteil erhalten, nur weil der erste Teil erfolgreich war. Automatische Förderungen für Filmemacher:innen, nur weil sie mit einem anderen Film erfolgreich waren, lehnen wir ab.
- Belohnungen bei der Vergabe von Fördermitteln nach Erfolgen bei Festivals und Preisverleihungen unterstützen wir.
- Sollte ein Film wirtschaftlich erfolgreich sein und Gewinne erzielen, müssen Mittel aus den Filmförderungen konsequent zurückgezahlt werden.
- Auch Streaming Anbieter müssen an der Finanzierung der Filmförderung beteiligt werden. Sie sind genauso wie Kinos Teil der Filmlandschaft.
- Filmförderung für außereuropäische Filme soll nicht mehr über direkte Zuschüsse, sondern über Steuervorteile geregelt werden. Dadurch verbleiben die Mittel aus Fördertöpfen für europäische Filmprojekte. Gleichzeitig sollen die Richtlinien für Standortförderung außereuropäischer Filme verschärft werden.
- Die Einführung eines öffentlichen Registers, in dem alle geförderten Projekte und die Höhe der Förderung einsehbar sind.
- Mittelfristig halten wir eine geeinte europäische Filmförderung für notwendig. Diese soll eine gezielte Förderung für in Europa produzierte Filme und Serien anbieten und die nationalen Filmförderungen zumindest teilweise ersetzen.
- Filme sollen zudem europaweit als schützenswertes Kulturgut definiert werden.