Red Vision – Unsere jungsozialistische Vision für Bremen und Bremerhaven

Dieses Antrag wurde auf der Landesmitgliederversammlung 2023.1 der Jusos im Land Bremen am 16. April 2023 beschlossen.

Beschlusstext

Bremen wird lebenswert!

Die Stadtteile, in denen wir leben, sind durchmischt und voller unterschiedlicher Lebensrealitäten. Weder der Nachname, noch das Aussehen oder der Geldbeutel entscheiden darüber, wer wo wohnen darf. Egal, ob man in der Stadtmitte oder eher am Rand lebt: Jedes Quartier ist besonders und attraktiv für die Menschen, denn eine gut ausgebaute Infrastruktur ist überall Standard. Die Bewohner:innen brauchen zukünftig in der Regel nicht länger als zehn Minuten, wenn es darum geht, Einrichtungen des alltäglichen Bedarfs aufzusuchen. Schulen, Supermärkte und medizinische Versorgungseinrichtungen befinden sich in unmittelbarer Nähe.

In Bremen und Bremerhaven gibt es attraktive öffentliche Räume für alle und unsere Städte orientieren sich an den Bedürfnissen der Menschen. Sie bieten Möglichkeiten zur freien Entfaltung und laden zum Austausch und Miteinander ein. Öffentliche Räume sind barrierefrei und für alle gut erreichbar – egal welches Verkehrsmittel sie verwenden. Dafür werden Behindertenvertretungen in die Planung einbezogen. In den Stadtteilen gibt es ausreichend Platz für Kultur, Sport und Spielplätze für Kinder. Der öffentliche Raum ist so gestaltet, dass sich auch die jüngsten Mitglieder der Gesellschaft sicher fühlen und auch mal unbeaufsichtigt bleiben können. Zur Gestaltung öffentlicher Räume werden die Anwohnenden zur aktiven Mitarbeit eingebunden, vom ersten Spatenstich bis hin zur endgültigen Dekoration. Jedes Viertel spiegelt die wider, die dort wohnen!

Wohnen für alle

Das Land Bremen nimmt das Recht auf angemessenen Wohnraum ernst. Grund und Boden wurden von der privaten in die öffentliche Hand überführt. Spekulation und Profit mit Wohnraum ist ein Riegel vorgeschoben und dieser ist für alle Menschen bezahlbar und ausreichend verfügbar. Die Gesellschaft kümmert sich darum, dass allen angemessenen und den Bedürfnissen entsprechenden Wohnraum zur Verfügung steht und versorgt die Bürger:innen bedarfsgerecht. Unnötigen Leerstand und unfreiwillige Wohnungslosigkeit gibt es nicht mehr, da die Wohnungsvermittlung an erster Stelle steht.

Auch die Art und Weise, wie Wohnraum konzipiert und gebaut wird, hat sich verändert. Statt der standardisierten 3-Zimmer-Küche-Bad-Wohnung oder dem klassischen Einfamilienhaus gibt es eine vielfältige Wohnlandschaft, in der Menschen in unterschiedlichen Verhältnissen miteinander wohnen und leben. Unter den Dächern Bremens finden verschiedene Gruppen, von der Kernfamilie bis hin zur Mehrgenerationen-Gemeinschaft, ein Zuhause. Mieter:innen werden bei Entscheidungen über ihre Wohnungen beteiligt.

Menschen mit Suchterkrankungen und Wohnungslose werden nicht gewaltsam aus dem öffentlichen Raum vertrieben, sondern ihnen werden sichere Rückzugs- und Betreuungsmöglichkeiten geboten. Diese zielen nicht nur auf eine kurzfristige Unterbringung, sondern auf langfristige Unterstützung und Besserung der Lage dieser Personen. Defensive Architektur wie Bänke, die absichtlich unbequem gestaltet sind, Zäune, um den Zugang zu überdachten Freiräumen zu versperren und Ultraschall- und Beschallungsanlagen zur Abschreckung bestimmter Personengruppen gehören explizit nicht zum Stadtbild.

Vernetzte Stadt

Die Digitalisierung bietet zukünftig unter dem Schlagwort “Smart City” verschiedene Ansätze, das Leben in unserem Bundesland zu verbessern. Diese wurden in einem breit angelegten gesellschaftlichen Prozess entwickelt und betreffen insbesondere die Steuerung von Verkehr, Energiegewinnung und -verbrauch. Die dafür notwendige Datengewinnung und -auswertung erfolgen nicht als Selbstzweck, sondern immer mit dem Ziel, die Lebensumstände der Menschen im Land Bremen zu verbessern und zu vereinfachen. Datenschutz spielt deshalb eine zentrale Rolle. Eine smarte Stadt bedeutet auch durch neue digitale Formate eine stärkere Beteiligung der Bevölkerung bei Entscheidungen.

Bremen wird vielfältig!

Das Land Bremen ist reich an vielfältigen Lebensrealitäten. Bei uns haben alle Platz, unabhängig von Alter, Geschlecht, Einkommen, sexueller Orientierung, kulturellem Hintergrund und Religion. Wir tolerieren keinen Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und andere Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in unseren Städten. Bremen und Bremerhaven sind weltoffene und vielfältige Stadtgesellschaften, in denen die Menschen friedlich und solidarisch leben und sich in die Gestaltung unseres Zusammenlebens einbringen.

Grundlage hierfür sind auch künftig zivilgesellschaftliches Engagement und eine konsequente Bildungsarbeit. Diese hat alle Bürger:innen im Blick, findet in Kitas, Schulen und am Arbeitsplatz statt und wird in allen öffentlichen Einrichtungen und Vereinen und in den Quartieren gelebt. Sie sorgt von Beginn an dafür, dass Vorurteile gegenüber anderen Lebensrealitäten abgebaut werden, bevor sie zu Diskriminierung und Gewalt führen können. Daraus ist ein Bewusstsein und eine Wertschätzung für Vielfalt und inklusive Stadtgesellschaften erwachsen, was die Menschen in unserem Bundesland ermutigt, im Alltag solidarisch füreinander einzustehen. Auftretende Fälle von Diskriminierung treten wir dabei als Zivilgesellschaft entschlossen entgegen und solidarisieren uns mit den Opfern. Bremen und Bremerhaven fördern den kulturellen und sozialen Austausch durch Orte des Zusammenlebens wie Bürgerhäuser oder Freizeitzentren. Es gibt Platz und Unterstützung für gemeinsame Aktivitäten, Projekte und lockeren Austausch.

Sicherheit für alle

Sicherheit heißt Sicherheit für alle. Unter anderem durch eine veränderte Stadtplanung – wie beispielsweise verbesserte Beleuchtung – hat in Zukunft niemand Angst davor, allein vor die Haustür zu gehen, egal wo, wie und zu welcher Uhrzeit. Sorgen, von der Polizei zu Unrecht festgenommen oder nicht ernst genommen zu werden, gehören der Vergangenheit an. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste helfen allen Menschen in Not schnell und gleichermaßen, denn sie sind finanziell und personell gut ausgestattet und ihr Personal und ihre Betriebskultur spiegeln die Vielfalt der Stadtgesellschaften wider. Die Arbeit der Ordnungskräfte und Behörden insgesamt mit den Bürger*innen ist geprägt von beiderseitigem Respekt und Wertschätzung. Zudem gibt es sensibilisierte Ansprechpersonen in öffentlichen Räumen, die schnell und unkompliziert unterstützen. Gleichzeitig ist auch die Kriminalität gesunken, denn durch mehr soziale, wirtschaftliche und politische Teilhabe bekämpft Bremen Armut und Ausgrenzung und verhindert Lebenslagen, in denen Kriminalität der letzte Ausweg zu sein scheint.

Starke Zivilgesellschaft

Bremen und Bremerhaven haben die Krisen der institutionellen Beteiligungsformen als Gefahr für die demokratische Legitimität erkannt und gehandelt. Angetrieben vom Ziel, die Beteiligung und Mitbestimmung aller zu ermöglichen und zu fördern, wurden konsequente Reformen umgesetzt. Bürger:innen werden dazu ermutigt, das liberalisierte Staatsbürgerschaftsrecht zur Einbürgerung zu nutzen, was die zuständigen staatlichen Stellen unkompliziert und schnell ermöglichen. Gleichzeitig ist politische Teilhabe nicht an Staatsbürgerschaft gebunden. Reformierte Strukturen und Arbeitsweisen der Beiräte und Jugendbeiräte und -foren machen ein Engagement für den Stadtteil attraktiv und sind mit den Lebensrealitäten gut vereinbar. Darüber gibt es Beteiligungsformen im Stadtteil, die den Bewohner:innen interessenbezogene, kurzzeitige Mitgestaltungsmöglichkeiten eröffnen. Im Ergebnis erleben wir vielfältige politische Beteiligung, einen kontroversen Ideenaustausch, bürgerschaftliche Selbstwirksamkeit und damit eine erstarkte Zivilgesellschaft.

Weltoffenheit und globale Verantwortung

Die Tradition, als Hafenstädte seit jeher auch über den eigenen Tellerrand zu schauen, hat sich modern weiterentwickelt. Bremen und Bremerhaven sind sich der globalen Verantwortung und Herausforderungen bewusst und handeln dementsprechend. Zuwanderung wirkt bereichernd, denn Menschen von außerhalb unserer Landesgrenzen bringen frische Ideen, neues Wissen und kulturelle und wirtschaftliche Dynamik in unsere Städte. Die Aufnahme von Menschen, die vor Krieg, Verfolgung, Terror und Elend zu uns fliehen, verstehen wir als Gebot der Humanität und als Verpflichtung, die sich aus der deutschen Geschichte, den allgemeinen Menschenrechten und der UN-Flüchtlingskonvention ableitet. Die Unterbringung von Geflüchteten wird dezentral und kleinräumig in allen Stadtteilen organisiert. Alle Neubürger:innen heißen wir willkommen. Von Beginn an wirken Behörden und Ämter, Betriebe und Unternehmen sowie Zivilgesellschaft gemeinsam auf die schnelle Teilhabe dieser Menschen am Bildungssystem, am Arbeitsmarkt und am sozialen, kulturellen und politischen Leben hin. Durch konsequente Aufarbeitung und kritische Bildungsarbeit ist aus unserer kolonialen Vergangenheit ein öffentliches Bewusstsein für die leidvollen Folgen des Kolonialismus gewachsen. Wir pflegen lebendige Städtepartnerschaften im globalen Süden, unsere Betriebe und Unternehmen stellen die Einhaltung von Menschenrechten in ihren Lieferketten sicher und unsere Zivilgesellschaft engagiert sich in partnerschaftlichen, internationalen Projekten. Entwicklungszusammenarbeit folgt nicht dem Prinzip der Gewinnmaximierung, sondern ist geprägt von Wissenstransfer und wirtschaftlicher Kooperation auf Augenhöhe.

Bremen wird plietsch

“Bildung für Alle” bedeutet, allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die gleichen Bildungschancen zu ermöglichen, von der Kita bis zur Uni oder der Ausbildung und darüber hinaus. Dies geschieht unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Alter, ihrem Beruf oder Status – inklusiv und frei von Vorurteilen. Lernen dient nicht vorwiegend kapitalistischen Interessen, sondern ermöglicht es, die eigenen Fähigkeiten kennenzulernen und zu stärken. Dafür ist es besonders wichtig, durch Kooperation und Interaktion mit Mitmenschen Erfahrungen zu sammeln. Die Trennung zwischen Theorie und Praxis in unserem Bildungssystem ist aufgehoben. Es geht nicht darum, nur für das spätere Leben zu lernen, sondern Herausforderungen im Hier und Jetzt zu bearbeiten und dafür die nötige Unterstützung zu erhalten. Lernen ist nicht mehr nur Kopfarbeit, sondern ganz praktisch und geschieht mit anderen Menschen vor Ort.

Gute Bildung von Anfang an

Schulen und Kitas sind die zentralen Orte der Bildung in unserer Gesellschaft. Statt Abgrenzung gibt es eine Schule für alle, in der sich alle Menschen wohlfühlen und die nicht mehr Stress und Leistungsdruck bedeutet. Statt auf Selektion setzen wir auf Inklusion; in Schulen, die auf die Bedürfnisse aller Schüler:innen eingehen und niemanden aufgeben. Dabei tragen wir der Vielfalt in unseren Städten durch ein breites Angebot von Sprachförderung von Anfang an Rechnung. Schulen bieten Freiräume, in denen Schüler:innen selbständig lernen ihre Umwelt zu gestalten. Dafür verabschieden wir uns von klassischen Schulfächern, um mehr Platz für projektorientiertes, forschendes und übergreifendes Lernen zu haben. Schüler:innen im Land Bremen lernen ohne Leistungsdruck durch Benotung und nicht mehr fremdbestimmt, sondern angepasst an ihre Interessen und Fähigkeiten. Die Schüler:innen bestimmen über ihren Unterricht und ihre Schulen mit. Bildungseinrichtungen öffnen sich und treten in Austausch mit ihrem Stadtteil, den vielfältigen Akteur:innen und zivilgesellschaftlichen Initiativen vor Ort.

Lernen jenseits der Schule

Nach der Schule müssen sich die meisten jungen Menschen zwischen einer Ausbildung oder einem Studium entscheiden. Dabei sind in Zukunft alle Hindernisse, seien sie struktureller oder finanzieller Art, aus dem Weg geräumt. Die Förderung eines Studiums und auch die Entlohnung einer Ausbildung sind so gestaltet, dass ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben möglich ist. Ob Meister oder Master: Ausbildung und Studium werden als ebenbürtige Wege verstanden und dementsprechend gestaltet. Die jeweiligen Abschlüsse werden als gleichwertig anerkannt und Auszubildende werden nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht. Die Ausbildungs- und Studieninhalte sind auf der Höhe der Zeit und setzen sich mit gegenwärtigen Problemen auseinander. Die Kosten der Ausbildung werden solidarisch verteilt und die Betriebe nehmen ihre Aufgaben ernst, wofür sie die notwendige staatliche Unterstützung erhalten. Für junge Menschen, die die Schule ohne Abschluss verlassen, gibt es besondere Angebote und Unterstützung.

Bildung hört nicht nach der Schule, der Ausbildung oder dem Studium auf: In unserer schneller werdenden Gesellschaft haben Weiterbildung und lebenslanges Lernen eine große Bedeutung. Daher gibt es in Zukunft ein Recht auf Weiterbildung, das im Berufsleben verankert ist. Dabei entscheiden die Interessen der Arbeitnehmer:innen und nicht allein der betriebliche Nutzen. Für alle Menschen gibt es gute und kostenlose Angebote der Erwachsenenbildung.

Wissenschaft in der Gesellschaft

Hochschulen haben für unsere beiden Städte eine wichtige Funktion. Mit einer starken Forschung finden wir die richtigen Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft. Der wechselseitige Transfer zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Zivilklausel als Errungenschaft linker Politik in Bremen ist eine Garantie dafür, dass Forschung nur für zivile Zwecke genutzt wird. Sie leistet einen Beitrag zu einer friedlichen Welt.

Gute Forschung braucht gute und gesicherte Arbeitsbedingungen. Starre Hierarchien gehören in Hochschulen und Instituten der Vergangenheit an, stattdessen gibt es ein System auf Augenhöhe. Statt Lehrstühlen gibt es demokratische Strukturen, die nicht nur einige wenige Wissenschaftler:innen in den Vordergrund stellen. Jungen Wissenschaftler:innen wird der Rücken gestärkt, auch langfristige Projekte anzugehen und Rückschläge in der Forschung werden nicht bestraft.

Für Anpassung und Bekämpfung des Klimawandels ist eine stärkere Auseinandersetzung und Erforschung der Themen der Klima- und Umweltwissenschaften und ihre Verknüpfung mit anderen Fächern notwendig. Umwelt- und Klimaschutz werden dazu künftig in die schulische und vorschulische Bildung eingebunden, die entsprechenden Studiengänge wurden ausgebaut und die wissenschaftlichen Einrichtungen in diesem Bereich gestärkt.

Bremen wird nachhaltig!

Die Krise, die uns als Gesellschaft im Land Bremen vermutlich am anhaltendsten beschäftigen wird, ist aus heutiger Perspektive der Klimawandel. Es ist noch längst nicht klar, wohin sich die Welt entwickelt und ob eine global gerechte Klimapolitik gelingt, die den Temperaturanstieg auf ein erträgliches Maß begrenzt. Bremens Einfluss auf die globalen Entwicklungen ist angesichts unserer Größe begrenzt. Trotzdem haben wir eine Verantwortung zumindest unsere beiden Städte zügig klimaneutral umzubauen. Wenn es uns nicht gelingt, die Anpassung an den Klimawandel sozial zu gestalten und die Kosten des Klimawandels gerecht zu verteilen, droht die Gesellschaft auseinanderzureißen. Das gilt im Grundsatz überall, aber aufgrund der sozialen Ausgangslage in Bremen und Bremerhaven besonders.

An einer klimaneutralen Zukunft in Bremen und Bremerhaven führt kein Weg vorbei. Dazu braucht es ein Umdenken in den meisten Lebensbereichen. Als Jusos stellen wir dabei systemische Fragen – ein Kapitalismus, der zum eigenen Fortbestehen endloses Wachstum braucht, ist mit den begrenzten Ressourcen unseres Planeten nicht vereinbar. Es ist aber nicht damit getan, den Kapitalismus zu bekämpfen und dann zu hoffen, dass der Klimaschutz von selbst kommt.

Klimaneutrale Zukunft

Sichtbarster Teil eines klimaneutralen Bremens ist die Verkehrswende. Dazu gehören der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor für Neuwagen und ein massiver Umbau der Verkehrsinfrastruktur zugunsten von Bus und Bahn, Fußgänger:innen und Radfahrer:innen. Es wird in Zukunft auch weiterhin Autos, denn die vorhandenen werden nicht einfach verschwinden und nicht alle Menschen wollen ohne Auto leben. Mobilitätskonzepte, die Autos kategorisch ablehnen, machen wir uns nicht zu eigen. Der Nahverkehr ist zukünftig ticketlos und umlagefinanziert. Er nutzt ausschließlich klimaneutrale Antriebstechnologien. Alle Stadtteile und unsere beiden Städte sind untereinander und mit dem Umland so vernetzt, dass ein Leben ohne Auto problemlos möglich und attraktiv ist. Ein guter Anschluss an den Fernverkehr sichert den Wirtschaftsstandort und ermöglicht private und berufliche Reisen.

Auch beim Einkaufen gibt es eine spürbare Umstellung, denn als Gesellschaft haben wir den Ausstieg aus der Wegwerfindustrie geschafft. Das Land hat eine funktionierende Kreislaufwirtschaft mit möglichst vielen regionalen Komponenten. Das beginnt mit der regionalen Erzeugung von Lebensmitteln (beispielsweise auch im Rahmen von urban farming), geht über Reparaturmöglichkeiten, sowie ein Recht auf Reparatur für Gebrauchsgegenstände/-geräte und Möglichkeiten für Kauf und Verkauf gebrauchter Waren und endet bei Müllentsorgung und -recycling hier vor Ort. Ein Baustein zu mehr Nachhaltigkeit sind Sharing-Konzepte für verschiedene Produkte und Werkzeuge. Nachhaltiges Bauen mit recycelten Stoffen oder Naturmaterialien oder Klimakomponenten (zum Beispiel Solarpanel auf dem Dach, Dachbegrünung) werden zum Standard. Wenn es nicht über Anreize gelingt, werden dafür rechtliche Vorschriften geschaffen.

Jenseits des persönlichen Lebensumfeldes stellt die Bekämpfung des Klimawandels auch große Herausforderungen an die Wirtschaft. Als Bundesland und Kommunen sind wir abhängig von Rahmenbedingungen, die wir selbst nur begrenzt beeinflussen können. Gerade deshalb betreibt Bremen auch in Zukunft eine aktive Industriepolitik, um wichtige Unternehmen wie Airbus, Mercedes oder das Stahlwerk in Bremen zu halten. Für uns als Jusos ist klar: Den Umbau zu einer klimaneutralen Zukunft gibt es nur mit kräftigen Investitionen öffentlicher und privater Gelder.

Im Bereich Wohnen wird durch bessere Dämmung weniger Heizenergie benötigt. Gleichzeitig braucht insbesondere die Industrie mehr Strom, um Prozesse ohne Ausstoß klimaschädlicher Gase zu organisieren. Bremen und Bremerhaven beschreiten deshalb neue Wege der klimaneutralen Strom- und Energieversorgung. Alternative Energieträger, wie Wasserstoff, und neue Möglichkeiten der Energiegewinnung, wie Geothermie (zum Beispiel auf der Luneplate) oder Hydrothermie sind dabei, neben Wind- und Sonnenenergie, wichtige Elemente.

Die Häfen sind ein Schlüssel zur wirtschaftlichen Entwicklung – im Land Bremen und der gesamten Bundesrepublik. Als Knotenpunkte der weltweiten Logistik fällt ihnen eine wichtige Rolle im Klimaschutz zu. Landstromzugänge und Versorgung mit alternativen Treibstoffen gehören zu einer modernen, klimafreundlichen Hafeninfrastruktur. Die Hinterlandanbindung läuft in erster Linie über die Schiene. Bremen und Bremerhaven sind weiterhin wichtige Werftstandorte, wodurch sie eine wichtige Rolle bei der Zukunft des Schiffbaus einnehmen. Mit Ausnahme von Spezialschiffen haben alle hier gebauten Schiffe einen klimaneutralen Antrieb. Der Weg zu dieser Antriebswende wird nicht einfach, denn bisher gibt es dafür kaum marktreife Technologien – hier gilt es diese in Kooperation mit den entsprechenden wissenschaftlichen Einrichtung zu entwickeln. Auch der wichtige Tourismuszweig der Kreuzfahrten wird nur eine Zukunft haben, wenn auch diese Schiffe klimaneutral fahren.

Der Bremer Flughafen ist Tor zur Welt und wichtiger Standortfaktor für verschiedene Industrien der Luft- und Raumfahrt, aber auch für Messen und Events. In dieser Funktion wird der Flughafen erhalten bleiben. Kurzstrecken- und Zubringerflüge sind jedoch in Zukunft mit einem gut ausgebauten Schienenverkehr nicht mehr notwendig.

Notwendige Klimaanpassungen

Bremen und Bremerhaven als Städte an Weser und Meer stehen nicht nur in einer besonderen Verantwortung, den Klimawandel einzudämmen: Unsere Zukunft hängt ganz massiv von der Anpassung an den Klimawandel ab, den es schon jetzt absehbar unaufhaltbar geben wird. Seit jeher leben die Menschen hier sicher hinter schützenden Deichen – sie sind überlebensnotwendig und ihr Ausbau hat Priorität.

Auch in anderen Bereichen passt sich Bremen dem Klimawandel an. Besonders sinnvoll und unterstützungswürdig sind Ideen, die gleichzeitig einen Beitrag zu Klimaschutz und -anpassung darstellen. Beispielsweise sind Quartiere in Zukunft so gestaltet, dass mehr Grünflächen im Sommer zur Kühlung beitragen und als entsiegelte Flächen Schutz vor Starkregen bieten. Außerdem leisten sie so einen Beitrag zur Biodiversität in der Stadt.

Bremen wird sozialistisch

Wir Jusos wollen den Kapitalismus überwinden und streben eine Gesellschaft an, in der sich alle Menschen frei entfalten können und in der die Wirtschaft den Menschen dient – nicht andersherum. Wir kämpfen für die Demokratisierung aller Lebensbereiche. Durch das Streben nach einer solchen Gesellschaft betrachten wir uns selbst als demokratische Sozialist:innen.

Auch in Zukunft bleiben Industrie und Häfen wichtig für die bremische Identität. Sie schaffen weiterhin gute Arbeit für tausende Bremer:innen und Bremerhavener:innen. Der Dienstleistungssektor steht dem in Nichts nach und schafft ebenfalls gesellschaftlichen Mehrwert. Notwendige Veränderungen und Innovationen werden mit den Beschäftigten gestaltet und nicht Einzelpersonen und ihren Profitinteressen überlassen.

Statt auf rein quantitatives, von Aktionär:innen und Shareholdern gesteuertes Wachstum der Industrie und Wirtschaft setzen wir in Bremen auf qualitatives Wachstum. Gesellschaft und Belegschaften entscheiden demokratisch und gemeinsam, wie und was produziert wird. Das bedeutet keine Planung von oben herab, sondern aus den Betrieben heraus und auf gesellschaftliche Bedürfnisse abgestimmt. Die Produktionsmittel der Schlüsselindustrien sind  vergesellschaftet.

Wie wir arbeiten wollen

Arbeit ist für uns Jusos die Grundlage für gesellschaftliche Beteiligung und Veränderung. Deshalb gibt es in Zukunft ein Recht auf Arbeit! Bremen und Bremerhaven garantieren über kommunale Programme allen Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter, Behinderung oder Herkunft eine sinnstiftende Arbeit. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass allen Menschen durch ihre Arbeit ein sorgenfreies Leben ermöglicht wird und niemand Angst vor Arbeitslosigkeit und Armut hat.

Die Art und Weise, wie wir arbeiten, wird sich verändern. Das begreifen wir nicht als Bedrohung, sondern als Chance: Automatisierung und Digitalisierung ermöglichen es krankmachende, stupide und entfremdete Arbeit von Maschinen machen zu lassen. Dadurch fällt die Arbeit in Zukunft leichter und wird gleichzeitig produktiver. So eröffnen sich Spielräume für eine deutliche Verkürzung der Arbeitszeit und für ein Leben abseits des Arbeitsplatzes, denn jeder Mensch hat ein Recht auf Freizeit und Erholung.

Care-Arbeit wird als zentrale gesellschaftliche Aufgabe begriffen und neu organisiert. Im Land Bremen gibt es eine hochwertige und gut ausgebaute Sorge-Infrastruktur (zum Beispiel mit genügend KiTa-Plätzen für alle Kinder oder öffentliche Mensen), die keinen ökonomischen Zwängen unterworfen sind. Care-Aufgaben werden nicht länger ins Private ausgelagert und stattdessen professionalisiert, dabei wird dieser Bereich genauso gut entlohnt wie andere Berufsfelder. Nicht jede Form von Care-Arbeit kann oder soll vergesellschaftet werden. Wer sich um Kinder oder andere Angehörige kümmern möchte, erhält dafür die nötige Unterstützung. Der Dreiklang aus Weiblichkeit-Fürsorge-Armut gehört der Vergangenheit an und die unbezahlte Sorgearbeit ist gerecht zwischen den Geschlechtern verteilt.

Abschied von der Klassengesellschaft und garantierte soziale Rechte

Wir streben eine Gesellschaft der Freien und Gleichen an. Unser Bremen der Zukunft kennt keine Armut und soziale Ungleichheit. Es kommt nicht mehr darauf an, in welchem Elternhaus man geboren wurde. Stattdessen haben alle dieselben Chancen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter oder Behinderung. Wer Unterstützung benötigt, soll sie in allen Lebenssituationen bekommen – beginnend bereits vor der Geburt bis zum Lebensende. Da wo es noch nötig ist, sorgt eine faire Besteuerung von Einkommen und Vermögen für einen Ausgleich. Alle Menschen in Bremen und Bremerhaven leisten ihren gerechten Anteil zur Finanzierung des Gemeinwesens.

Das Land Bremen garantiert die Erfüllung menschlicher Grundbedürfnisse! Wohnen, Mobilität, Bildung, Wasser, Strom und Wärme gehören zur öffentlichen Daseinsvorsorge und werden nicht dem Markt überlassen. Die Versorgung liegt in öffentlicher Hand und dient nicht dazu, Gewinne zu erwirtschaften. Eine einheitliche Bürger:innenversicherung garantiert, dass die Gesundheitsversorgung nicht Spielball politischer Entscheidungen wird.

Heute damit anfangen

Um unsere Ziele zu erreichen, können wir das Land Bremen nicht einfach vom kapitalistischen System entkoppeln. Wir wollen aber die Möglichkeiten für sozialistische Maßnahmen vor Ort nutzen und diese langfristig Schritt für Schritt ausbauen. Das Land Bremen muss das Gemeinwohl in den Vordergrund stellen und die Menschen vor den negativen Auswirkungen des globalen Kapitalismus schützen. Wir wollen Bremen und Bremerhaven zu Vorbildern machen. Unsere Vision einer sozialistischen Gesellschaft soll sich in die Welt des real existierenden Kapitalismus ausbreiten. Dafür kämpfen wir an der Seite der Bremer:innen und Bremerhavener:innen und immer ausgehend von den gegenwärtigen Verhältnissen.

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